Mittwoch, 20. Juli 2016

Islamistischer Terror in Würzburg?

von Ullrich W. Sahm
Wie der Zufall so will, wurde die Nachricht über den Terroranschlag eines jungen Afghanen im Regionalzug bei Würzburg im israelischen Rundfunk verbreitet, als noch kein einziges deutsches Medium dazu auch nur die kleinste Meldung veröffentlicht hatte.

In Deutschland wird er Rias A. genannt. Ein IS Video identifiziert ihn jetzt als Muhammad Riyad. Während in Israel sehr schnell auf „islamistischen Terror“ hingewiesen wird, musste die deutsche Polizei erst eine handgemalte IS-Flagge im Zimmer des 17-Jährigen in Ochsenfurt entdecken, um ein islamistisches Motiv einzukalkulieren. Die Polizei hat während des Anschlags im Regionalzug das „Allah U-Akbar“ während eines Notrufs mitgeschnitten. Deutsche Reporter vermieden tunlichst das Wort islamistisch. Erst hiess es, ein „Verdächtiger“ sei mit Axt und Messern auf die Touristengruppe aus Hong Kong losgegangen. Dann kam der „mutmassliche Täter“, als ob es Zweifel an der Tat gegeben hätte. Und schliesslich wurde neutral von einem „Amoklauf“ geredet. Einen Höhepunkt des Zynismus vollbrachte die Grünenpolitikerin und ehemalige Justizministerin Renate Künast mit ihrer Frage auf Twitter, weshalb die Polizei den flüchtenden Afghanen erschossen habe, anstatt ihn zu überwältigen. Inzwischen wird in deutschen Medien vorgeschlagen, nicht von Terror oder Terroristen zu reden, sondern von Kriminellen und Gewalttaten. So solle den Tätern die Lust genommen werden, für Allah zu sterben und als „Schahid“ (Märtyrer) verehrt zu werden.
All diese Diskussionen sind seit Jahren in Israel bestens bekannt. „Der Terrorist des Einen ist Widerstandskämpfer des Anderen.“ Diese Definition macht es den Israelis leicht, fast jeden „nationalistisch motivierten“ Anschlag, nicht nur von Palästinensern, sondern auch von extremistischen Juden, als „Terror“ zu bezeichnen. Selbstverständlich kennen die Palästinenser selber nur Freiheitskämpfer, Widerstand, Heldentaten und am Ende „Märtyrer“, deren Blut den heiligen Boden Palästinas düngt. Selbst Massenmörder, die sich in Bussen oder Restaurants gesprengt haben, um willkürlich israelische Zivilisten zu ermorden, werden von der palästinensischen Autonomiebehörde offiziell mit Denkmälern oder Wandgemälden geehrt. Schulen, Strassen und Fussballplätze werden nach ihnen benannt. Wenn sie mit lebenslänglicher Haft im israelischen Gefängnis sitzen, erhalten sie fürstliche Gehälter. Und auch ihre Familienangehörigen sind finanziell bestens versorgt.
Zu den europäischen Mantras, wie Israelis am besten den palästinensischen Widerstand/Terror brechen könnten, zählen Rückzug aus den besetzten Gebieten, die Errichtung eines palästinensischen Staates und seit Aufkommen der Messerstechereien durch „einsame Wölfe“, heisst es, man müsse den jungen Menschen eine „Perspektive“ geben. All diese Vorschläge verfehlen die Wirklichkeit vor Ort. Palästinensischen Terror hat es schon vor dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 gegeben. Die Fatah-Partei begeht ihre „Gründung“ mit Gedenken an einen Anschlag in Israel durch „Fedajin“ aus dem Gazastreifen 1966. Der „Nahostexperte“ Michael Lüders verglich zwar die Banlieus bei Paris mit den von Israel besetzten Gebieten. Doch Ochsenfurt oder Würzburg dürften kaum einem solchen Vergleich standhalten, um Regierungen in Europa für die Radikalisierung junger Moslems verantwortlich zu machen.
Auch die Errichtung eines palästinensischen Staates bietet keinerlei Garantie für ein Ende des „Widerstandes“. Im Gazastreifen und im Westjordanland leben die meisten Palästinenser dank der Osloer Verträge in einem staatsähnlichen Gebilde, der „Selbstverwaltung“. Sie haben eine eigene Gerichtsbarkeit und Polizei in palästinensischen Uniformen. Bei allen zivilen Belangen haben die Israelis seit 1994 kein Mitspracherecht mehr. Nur wenn Palästinenser nach Israel fahren oder ins Ausland reisen wollen, müssen sie eine kostenlose Genehmigung einholen, so wie jeder Deutsche für die Einreise in bestimmte Länder bei den jeweiligen Botschaften ein teures Visum beantragen muss.
Und schliesslich die fehlende „Perspektive“ für die jungen Leute. Ungebildete Terroristen aus ärmlichen Verhältnissen hat es bisher nur sehr selten gegeben. Der Afghane aus Ochsenfurt sollte demnächst eine Bäckerlehre antreten. Palästinensische Terroristen stammen fast ausnahmslos aus wohlhabenden Familien. Sie studierten an israelischen Universitäten oder hatten schon einen guten Job. Ein relativ neues Phänomen sind Kinder, darunter 13-Jährige, die nach Familienstreit zum Messer greifen, um „Juden abzustechen“.
Die Motive der Täter können unterschiedlich sein. Junge Mädchen, die vor ihrer Hochzeit geschwängert wurden, sind aus in ihrer konservativen Gesellschaft ausgestossen. Für sie gibt es dann nur den Selbstmord als „Schahida“, um sich zu rehabilitieren.
Die Mörder von Brüssel, Paris, Nizza, Kopenhagen oder Ochsenfurt, palästinensische „Widerstandskämpfer“ und Selbstmordattentäter von Bagdad, Aleppo, Beirut oder Tunis haben eines gemein: Selbst wenn sie nicht ausdrücklich „Allah U-Akbar“ (Allah ist der Grösste) rufen, was etwa die Zeitschrift Cicero in einem grossen Artikel im Falle des Attentäters von Nizza als „Falschmeldung“ abtut, unterliegen alle einer islamistischen Gehirnwäsche und dem Glauben an ein besseres Leben im Paradies, mit oder ohne 72 „Jungfrauen“. Der Motor aller Anschläge ist eine für politische Zwecke missbrauchte religiöse Ideologie. Der Jubel auf Strassen und öffentlichen Plätzen in der muslimischen Welt, etwa nach 9/11 im Jahr 2001 und nach grossen Anschlägen seitdem, bezeugen, dass dieser Terror nicht nur von Extremisten gutgeheissen wird, sondern Rückhalt in weiten Kreisen der muslimischen Gesellschaften hat.
In Deutschland hat im letzten Jahrhundert eine kleine Gruppe von Gleichgesinnten ausgereicht, eine mörderische Ideologie zu erfinden und einer ganzen Nation das Gehirn zu waschen, was zu grosser Zerstörung in der Welt und dem Tod von Millionen Menschen führte.
Erschienen auf Audiatur Online

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