Samstag, 4. März 2017

Frauen als Nutten verunglimpft

von Thomas Heck...

Eine Allianz-Versicherungsagentur warb für sich selbst mit einem Foto, welches den Chef und seine Mitarbeiterinnen zeigt. Die Medien-Unternehmerin Inge Bell, die für ihren Kampf gegen Menschenhandel 2012 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, erkannte sofort den Mißbrauch dieser unschuldigen Frauen und verbreitete, diese Frauen könnten auch für das Bordell Artemis in Berlin werben. Dafür wird sie jetzt von den Mitarbeiterinnen verklagt, die sich eben nicht Nutten titulieren lassen wollen.


Als ehemalige langjährige ARD-Auslandsreporterin lebt Inge Bell das Motto: Erst Mensch, dann Journalistin, heute Nutte oder Nicht-Nutte. In ihrer aktiven journalistischen Zeit berichtete sie über die politische, wirtschaftliche und soziale Entwicklung in (Süd-)Osteuropa, über Organisierte Kriminalität und Korruption - und deckte in investigativen Reportagen schwere Menschenrechtsverletzungen auf. Heute in Berlin bei der Allianz.


Seit 2000 initiierte sie humanitäre Hilfsprojekte auf dem Balkan, die sie z.T. bis heute aktiv oder durch Monitoring begleitet. Seit 2003 hält sie Filmvorträge & Workshops zu ihren journalistischen und humanitären Herzensthemen Menschenhandel, Gewalt an Frauen und Missbrauch Behinderter.

Seit 2005 schreibt sie Bücher zu menschenrechtlichen Themen. Seit 2014 promoviert sie an der LMU München mit Fokus auf Menschenhandel. 2007 wurde Inge Bell für ihr ehrenamtliches Engagement weit über den Beruf hinaus mit dem Preis "Frau Europas" ausgezeichnet. 2012 verlieh ihr Bundespräsident Gauck das Bundesverdienstkreuz am Bande. Heute teilt Sie Menschen nur noch in Nutten und Nicht-Nutten ein. Was für ein Aufstieg.



Ich denke, die Allianz sollte sich das zu Herzen nehmen und beim nächsten Foto-Shooting eine angemessene Bekleidungswahl für die Damen anmahnen. Und es gibt auch schon einen Vorschlag, dagegen kann auch eine Frau Beil nichts sagen, oder?



Aber man kennt die Qualität der Auseinandersetzung schon aus dem Islam. Frauen, die sich nicht verschleiern wollen, werden im besten Fall als Schlampen tituliert, in manchen islamischen Ländern gesteinigt. Soweit sind wir hier in Deutschland (noch) nicht, doch die Sprache nähert sich schon an.

Inge Bell: „Wenn sich die Mitarbeiterinnen der Allianz-Generalvertretung Berlin von mir persönlich beleidigt fühlen, dann tut mir das sehr leid. Aber ich verstehe nicht, dass sie diese für Frauen herabwertende Situation nicht erkennen.“ Die Frauenrechtlerin will weiterkämpfen. „Ich bin gesprächsbereit“, sagt sie. „Aber nicht unter drohenden Klagen. Sie schrieb im Verlauf der Diskussion: „Ich musste stutzen, ob ich hier Werbung fürs Berliner Laufhaus ‚Artemis‘ sehe (...).“


Das lassen sich die acht Mitarbeiterinnen nicht gefallen. Sie engagieren einen Anwalt, der eine einstweilige Verfügung gegen Inge Bell beantragt. „Wir haben sie mehrfach gebeten, das zu unterlassen“, sagt Diplom-Kauffrau Elisa B. (29). Ihre Kollegin Janine L. (34) sagt über den Artemis-Vergleich: „Ich fühlte mich angegriffen, war wütend und verletzt.“

Freitag, 3. März 2017

Schwarzer Peter bei den Kommunen

von Thomas Heck...

Die Bundesregierung weigert sich, bezüglich der umstrittenen Wahlkampfauftritte türkischer Politiker in Deutschland eine eindeutige Position zu beziehen und schiebt lieber den Schwarzen Peter auf die Kommunen. Und so kommt es zu dem Kuriosum, dass die Stadt Gaggenau fehlende Parkplätze als Begründung für eine abgesagte Veranstaltung des türkischen Justizministers in Deutschland herhalten müssen, weil die Bundesregierung kein Rückgrat hat, dem Irren in Ankara in seine Grenzen zu verweisen.





"Es wäre uns gar nicht rechtlich möglich, eine solche Entscheidung als Bundesregierung zu treffen." Außenminister Sigmar Gabriel betont, die Entscheidung über Zulassung oder Verbot von Wahlkampfveranstaltungen türkischer Politiker in Deutschland liege alleine bei den Kommunen.

Und während der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel weiter im türkischen Knast für etwas schmort, was in jeder Demokratie selbstverständlich sein soll, nämlich dass ein Journalist eine Regierung kritisiert, kann sich Deutschland schon auf die türkische Retourkutsche verlassen. Und kommt mit einer Urgewalt und einer typisch türkisch beleidigten Leberwurst...

Deutschland wurde aufgefordert, sich künftig zu benehmen. Die Türkei läuft Amok gegen das Auftrittsverbot ihrer Minister in Deutschland. Das türkische Außenministerium bestellte nach einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur „Anadolu“ am Donnerstagabend den deutschen Botschafter in Ankara, Martin Erdmann, ein.


Mit schärfster Rhetorik wütet die Türkei jetzt gegen Deutschland:



Der türkische Justizminister Bekir Bozdag wetterte: „Dieses Skandal-Vorgehen in Deutschland ist im wahrsten Sinne des Wortes ein faschistisches Vorgehen“, sagte Bozdag am Freitag bei einer Veranstaltung im ostanatolischen Malatya.

„Wir dachten, die Berliner Mauer sei schon lange gefallen. Aber wir sehen, dass es in manchen Köpfen in Deutschland immer noch ideologische Berliner Mauern gibt, und es werden neue gebaut“, so Bozdag weiter.

Außenminister Mevlüt Cavusoglu warf Deutschland Doppelmoral vor. Die Türkei könne die Geschehnisse in Gaggenau nicht hinnehmen, sagte Cavusoglu am Freitag vor Journalisten in Ankara. 


Wenn Deutschland die Beziehungen zur Türkei aufrechterhalten wolle, müsse es „lernen, sich zu benehmen“. Berlin wolle keine Wahlkampfveranstaltungen zu der Verfassungsreform in Deutschland und keine „starke Türkei“, sagte Cavusoglu am Freitag.



Der Generalsekretär des Präsidenten, Ibrahim Kalin sagte: „Diese Entscheidung ist ein Skandal. Das diese Entscheidung von einem Land kommt, das Terrororganisationen in die Arme nimmt, macht die Sache schlimmer.“


Der stellvertretende Ministerpräsident Numan Kurtulmu verkündete: „Wenn ein demokratisches Land so ein Verbot ausspricht, können wir das niemals akzeptieren.“

Wirtschaftsminister Nihat Zeybekci kündigte an, trotzdem nach Deutschland zu kommen: „Ich werde am Sonntag wieder nach Deutschland reisen. Ich werde die mir befohlene Reise antreten, und wir sagen, der Sieg ist Allahs.“

Die Veranstaltung mit dem Minister, für den die Stadt Köln am Freitag die Räume gekündigt hatte, soll nun wohl am Sonntagabend im nahe gelegenen Frechen stattfinden. Zeybekci kündigte an: „Wenn wir sehen, dass sie uns wieder keine Erlaubnis geben, gehe ich von Kaffeehaus zu Kaffeehaus, von Haus zu Haus und treffe unsere Bürger trotzdem.“



Das Auftrittsverbot stieß auch bei der größten türkischen Oppositionspartei CHP auf Kritik.


„Das ist ganz und gar nicht in Ordnung“, sagte CHP-Chef und Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu nach Angaben der Nachrichtenagentur DHA am Freitag in Istanbul. An die Adresse Deutschlands fügte er hinzu: „Einerseits belehrt Ihr die Welt über Demokratie, andererseits wollen zwei Minister einer Partei sprechen, aber aus diesem oder jenem Grund verbietet Ihr diese Rede. Das finden wir keineswegs richtig.“

Kilicdaroglu ist strikt gegen das Präsidialsystem, für das die Minister in Deutschland werben wollten und über dessen Einführung in der Türkei am 16. April in einem Referendum abgestimmt wird. In Deutschland sind rund 1,4 Millionen Türken stimmberechtigt.

Medienecho in der Türkei

Die regierungsnahe Zeitung „Yeni Safak“ nannte die Verbote „eine hässliche Kampagne“.

Die Zeitung „Star“ verknüpft die Absage mit der Inhaftierung des „Welt“-Korrespondenten Deniz Yücel in der Türkei: „Nachdem der 'Welt'-Reporter wegen Terrorpropaganda verhaftet wurde, hat Berlin eine unvergleichliche Frechheit begangen. Es hat zweien unserer Minister keine Versammlungserlaubnis erteilt.“

Auch die „Hürriyet“, die nicht immer auf Regierungslinie liegt und auch kritische Stimmen zu Wort kommen lässt, schrieb von einem „diplomatischen Skandal“ und einem „Sprechverbot“.

Reaktionen aus Deutschland

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) sagte, die Entscheidung über Zulassung oder Verbot von Wahlkampfveranstaltungen türkischer Politiker in Deutschland liege alleine bei den Kommunen.

Weder die Länder noch die Bundesregierung hätten die Kompetenz festzustellen, ob eine Veranstaltung ohne Störung der öffentlichen Sicherheit stattfinden könne. „Es wäre uns gar nicht rechtlich möglich, eine solche Entscheidung als Bundesregierung zu treffen.“

Thomas Strobl (56, CDU), Innenminister von Baden-Württemberg, zu BILD: „Die Stadt Gaggenau hat in eigener Verantwortung die Überlassung der Festhalle Bad Rotenfels widerrufen. Diese Entscheidung ist nachvollziehbar – die Stadt stützt sich bei ihrer Entscheidung auf begründete Sicherheitsaspekte. Die Stadt Gaggenau hat über die rechtlichen Fragen in Zusammenhang mit der Veranstaltung den Austausch mit dem Innenministerium gesucht. Das Innenministerium stand deshalb mit der Stadt Gaggenau in intensivem Austausch über alle Rechtsfragen in Zusammenhang mit der geplanten Veranstaltung. Die Stadt hat daraufhin in eigener Verantwortung eine nachvollziehbare Entscheidung unter Berücksichtigung aller rechtlich relevanten Punkte getroffen und den Widerruf der Hallenüberlassung verfügt.“

Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoglu, warnte vor einer weiteren Zunahme der Spannungen zwischen Berlin und Ankara.

Die türkische Regierung nutze das Auftrittsverbot gegen Justizminister Bekir Bozdag in Gaggenau natürlich aus, um „ihren Stimmenanteil in Deutschland zu erhöhen, indem sie Deutschland als neues und altes Feindbild zeigt“, sagte Sofuoglu dem Sender RBB am Freitag.

Er habe aber Verständnis für die Absage, betonte Sofuoglu zugleich. Er verstehe die vom Bürgermeister der baden-württembergischen vorgebrachten Sicherheitsbedenken. Er hätte sich jedoch gewünscht, dass mit dem Veranstalter eventuell noch einmal alternative Möglichkeiten ausgelotet worden wären - etwa eine Veranstaltung in kleinerem Rahmen.

Der Vizepräsident der Türkischen Gemeinde, Atila Karabörklü kritisierte die Absage als „nicht richtig“. Auch wenn die türkische Regierung eine „Repressionspolitik“ betreibe, müssten die demokratischen Spielregeln in Deutschland weiter gelten, sagte er am Freitag im ZDF-„Morgenmagazin“ mit Blick etwa auf die Meinungsfreiheit. Das eigene demokratische „Niveau“ sollte nicht abgesenkt werden.

Karabörklü bekräftigte zugleich erneut, dass die Türkische Gemeinde in Deutschland das von Staatschef Recep Tayyip Erdogan geplante Referendum über die umstrittene Verfassungsänderung strikt ablehnt. Es schaffe die „demokratische Grundlagen“ in der Türkei ab, sagte er. 

Der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach begrüßte die Absage.

Diese könnte für andere Wahlkampfveranstaltungen türkischer Regierungsmitglieder hierzulande als Vorbild dienen, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Die Bundes- und Landesregierungen müssen alle rechtlichen und politischen Möglichkeiten nutzen, um solche Veranstaltungen zu untersagen.“ CDU-Vize Armin Laschet sagte der „Rheinischen Post“ (Freitag), Außenminister Gabriel müsse klar machen, dass der türkische Wahlkampf in deutschen Städten zu beenden sei.

Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen kritisierte das Verhalten von Bozdag, der auch ein Treffen mit Justizminister Heiko Maas abgesagt hatte. 

Die kommunale Verwaltungsentscheidung rechtfertige aus seiner Sicht nicht die Absage politischer Gespräche, sagte er in der ARD. Es gebe weiterhin ein Interesse an einem Austausch mit der türkischen Regierung

Was wollten die türkischen Minister in Deutschland?



Beide türkischen Minister wollten die Auftritte nutzen, um unter den Türken in Deutschland für eine Verfassungsänderung zu werben. Per Referendum sollen die Türken entscheiden, ob das Land ein Präsidialsystem bekommt. Das würde das Amt des Premierministers überflüssig machen und Präsident Recep Tayyip Erdogan wesentlich mehr Macht verleihen. Besorgt beobachten Experten die Entwicklungen der Türkei aufgrund großer Verhaftungswellen gegen Oppositionelle, Regierungskritiker und Journalisten, sowie die Forderung nach der Wiedereinführung der Todesstrafe.


Die Beziehungen zur Türkei sind ohnehin angespannt: Nach der Inhaftierung des deutsch-türkischen „Welt“-Korrespondenten Deniz Yücel war parteiübergreifend scharfe Kritik an Ankara laut geworden, bis hin zu Forderungen nach einem Einreiseverbot für Staatschef Recep Tayyip Erdogan und seine Regierung. 

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Aydan Özoguz (SPD) sagte, mit einer diplomatischen Eiszeit sei niemandem geholfen, „auch nicht Deniz Yücel“.

Wenn türkische Regierungsmitglieder nach Deutschland kämen, dürften Gespräche mit deutschen Kollegen aber nicht nur „eine kleine Dekoration“ für andere Vorhaben sein, warnte sie.

Özoguz sagte am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“, derzeit sei die Regierung „nicht für einen Kollaps aller Beziehungen“ zu Ankara. „Wir sind ein Rechtsstaat“, sagte Özoguz. „Natürlich wollen wir Gespräche führen mit Ministern. Und natürlich darf man bei uns einreisen.“

Und so knickt Deutschland entgültig ein und beweist, dass es nicht einmal in der Lage ist, zu entscheiden, wer bei uns seine Weisheiten verteilen darf und wer nicht. Dabei könnten wir auch anders.


Denn der einzige, der sich hier zu benehmen lernen hat, ist der türkische Außenminister. Deutschland ist die drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt mit einem Viertel der Einwohner der USA, macht bloss von seiner Macht keinen Gebrauch, weil es von einer unfähigen Regierung geführt wird. Man fragt sich, wie es unsere Regierungsmitglieder morgens aufgrund mangelnden Rückgrats es überhaupt schaffen, sich beim Zähneputzen aufrecht hinzustellen.

Yücel wichtiger als massakrierte Deutsche?

von Thomas Heck...

Nach vier Monaten in Geiselhaft ist ein 70-jähriger Deutscher auf den Philippinen von islamistischen Terroristen der Terrorgruppe Abu Sayyaf geköpft worden. Einen Film stellten die Verbrecher am Montag im Internet, ein Film, der das Leiden und die Schmerzen eines sterbenden Landsmanns auf eine perfide Art und Weise dokumentierte. Aus den deutschen Medien ist das Verbrechen verschwunden, als wäre es nicht geschehen, so wie der Anschlag vom Breitscheidplatz aus den Schlagzeilen verschwunden ist, getilgt aus dem Gedächtnis der deutschen Geschichte. 



Wichigere Themen haben den Terror verdrängt. So scheint der Fall des in der Türkei inhaftierten Deniz Yücel die deutsche Öffentlichkeit mittlerweile mehr zu beschäftigen, als dies ermordete Deutsche jemals getan haben. Und es sagt auch etwas über dieses Land aus. Natürlich muss man sich für Yücel einsetzen, auch wenn man nicht mit dem übereinstimmt, was er publiziert hat, es teilweise widerlich findet.



Aber ist es gerecht, dass sich die mediale Aufmerksamtkeit auf einen in der Türkei inhaftierten Journalisten fokussiert und die deutschen Opfer des islamischen Terrors weltweit medial totgeschwiegen werden?

Donnerstag, 2. März 2017

20 Jahre jung, erfolglos, dickes Auto...

von Thomas Heck...

Nach dem überraschend harten Urteil gegen die Todesraser vom Tauentziehn, die ihre Autos als tödliche Waffen einsetzten, ergeben sich doch noch einige Fragen. Denn man wundert sich in Berlin schon, wenn man an der Ampel steht und nebenan ein pickliger Südländer mit teurem Gefährt steht, provokant rüberschaut und nicht unbedingt wie ein Vorstandsvorsitzender einer großen deutschen Bank aussieht, wie der sich so ein Auto leisten kann. Und auch andere Fragen stellen sich ein:

Gehen die Verteidiger gegen das Urteil vor?

Bisher haben nur die Anwälte von H. angekündigt, in Revision zu gehen. Am Dienstag ging beim Landgericht ein erstes Schreiben des 27-Jährigen ein. Darin hat Hamdi H. formlos Revision eingelegt. Es wird aber davon ausgegangen, dass auch Marvin N. Rechtsmittel einlegen wird.

Wie geht es nun weiter?

Die Anwälte haben einen Monat nach Zustellung des schriftlichen Urteils Zeit, ihre Revision zu begründen. Die Richter haben indes neun Wochen Zeit, die Urteilsbegründung zu schreiben. Eine mögliche erneute Verhandlung vor dem Bundesgerichtshof (BGH) wird also erst in vier bis sieben Monaten stattfinden.

Was passiert in dieser Zeit mit Hamdi H. und Marvin N.?

Sie bleiben in Untersuchungshaft, da bei der drohenden lebenslangen Haftstrafe Fluchtgefahr besteht. 




Der Audi von Hamdi krachte im Februar 2016 in den Jeep von Michael W. - Foto: ABIX

War das harte Urteil gegen die Raser absehbar?

Nein. Es hat überrascht, weil erstmals Raser, die ein Menschenleben auf dem Gewissen haben, wegen Mordes und nicht wegen fahrlässiger Tötung verurteilt wurden. Der Vorsitzende Richter Ralph Ehestädt gilt als strenger Richter. Es ist die dritte Verurteilung seiner Schwurgerichtskammer wegen Mordes innerhalb einer Woche. Bereits am Montag der vergangenen Woche haben Ehestädt und seine Kollegen einen jungen Mann wegen Vatermordes schuldig gesprochen.

Wer sind die Raser?

Hamdi, der ungelernte Arbeiter, war in einem aufgemotzten Audi A6 TDI (rund 55.000 Euro) unterwegs. Ex-Bundeswehrsoldat und Türsteher Marvin N. raste in einem vom Veredler AMG aufgemotzten Mercedes CLA 45 (385 PS, rund 60.000 Euro). Beide Männer sind erst Mitte 20, haben beruflich noch nichts erreicht – und passen damit voll ins Bild. Zur Raser-Szene, nicht nur in Berlin, gehören vor allem junge Männer zwischen 18 und 25, viele angeblich Deutsche türkischer Abstammung oder Araber, die noch zu Hause leben. Geringverdiener oder Hartz-IV-Empfänger. „Gut zureden hilft bei dieser Klientel überhaupt nicht“, so der Kölner Polizeihauptkommissar Rainer Fuchs zur „Welt“. „Diese Leute definieren sich über ihre PS-starken, aufgemotzten Autos. Marvin N. lebte bis zur Verhaftung bei seiner Mutter in einem Marzahner Hochhaus. Auf der Plattform „Instagram“ zeigte er vor allem zwei Dinge – sein Auto und seine Muskeln. Ein Vollidiot.

Woher haben so junge Männer so teure Autos?

Immerhin bezahlte Marvin N. seinen Mercedes selbst. Ein Großteil der Innenstadt-Raser ist laut Insidern nicht einmal Besitzer der Nobelkarossen wie Maserati, Ferrari, Lamborghini. Viele mieten sich die Wagen tageweise, bei großen Firmen kostet das zwischen 100 und 150 Euro am Tag. Oder sie erhalten durch Autohändler aus ihrer Bekanntschaft eine Tageszulassung. Die Polizei nennt das „Profilierungsfahrt“. Aber man wundert sich dennoch, warum das Finanzamt nicht einmal näher auf das Eigentum schaut, bzw. beim Eigentumserwerb die Herkunft des Kaufpreises hinterfragt.

Kann man mit der Raserei Geld verdienen?

Bei den Rennen auf der Charlottenburger Flaniermeile geht’s um die „Ehre“. Auf der Stadtautobahn auch schon mal um 20.000 Euro. Es gibt ebenso Rambos, die sich, während sie mit 150 km/h über Berlins Straßen brettern, filmen. Die Clips laden sie etwa auf einer Video-Plattform hoch. Für Werbung davor gibt’s Geld. Die Mini-Beträge reichen jedoch nicht, um den Lebensunterhalt zu bestreiten.

Wie reagiert die Tuner-Szene auf das Urteil?

Auch wenn sie nahezu die gleichen Autos fahren, es vereinzelt Überschneidungen gibt – beide Szenen trennen Welten. „Wahrscheinlich lieben wir unsere Autos teilweise mehr als unsere Frauen“, so ein Tuner. „Und was man liebt, setzt man nicht aus Dummheit aufs Spiel. Unsere Autos haben meist über 200 PS, die werden aber fast nie genutzt. Es ist nur schön zu wissen, dass man sie hat. Tuner sind keine Verbrecher.“

Wie reagiert die Polizei?

Die kontrollierte nur wenige Stunden nach dem Raser-Urteil wieder PS-Protze auf dem Kudamm. Sämtliche Nobelmarken waren vertreten.

Wo finden die Rennen statt?

Neben dem Kudamm vor allem am Kurt-Schumacher-Platz und in Tempelhof, auf der Stadtautobahn. 200 km/h sind keine Seltenheit, zum Teil mit mehr als 500 PS. Die Bülowstraße in Schöneberg wird interessanter. Verabredet wird sich per SMS, auf der Straße drei Mal gehupt. Das ist das Startzeichen. Wer bremst, verliert. Wer nicht bremst, so wie Hamdi H. und Marvin N., landet im Knast. 

Quelle: http://www.berliner-kurier.de/25940396 ©2017

Bewährungsstrafe für Posen mit abgehackten Köpfen

von Thomas Heck...

Flüchtlinge sind nicht nur wertvoller als Gold für Deutschland, wie der EU-Reichskommissar Maddin Schulz so eloquent formulierte, sie bringen auch neue Herausforderungen für deutsche Gerichte. Wie einen Mann bestrafen der mit abgeschlagenen Köpfen von Gefangenen posierte? 



Rami K. posierte lachend mit zwei abgehackten Köpfen in den Händen für ein Foto. Der 2. Staatsschutzsenat des Berliner Kammergerichts verurteilte den 28jährigen Iraker am Mittwoch zu 20 Monaten Haft auf Bewährung. Damit steht einer Integration in Deutschland nichts mehr im Wege. Er hat sich zwar nach §8 Völkerstrafgesetzbuch strafbar gemacht, die Toten verhöhnt, sie in ihrer Totenehre herabgewürdigt, dass hemmt aber nicht sein Asylbegehren.


Quelle: Berliner Kurier

Der Kriegsverbrecher kam als Kriegsflüchtling nach Berlin. Das Foto entstand 2015 nahe der Stadt Tikrit (Irak). Rami K. trägt darauf die Uniform eines Oberleutnants der Elite-Einheit „Special Operations“ der irakischen Armee. Demnach ein Deserteur.



„Mir wurde befohlen, die Köpfe zu nehmen“, behauptete er anfangs vor Gericht. „Ich hatte nur zwei Sterne auf der Uniform, den Befehl gaben mir Männer mit drei Sternen. Befehlsverweigerung an der Front hätte zu meiner Hinrichtung geführt.“ Später gab er zu, einem gewissen „Gruppendruck nicht standgehalten“ zu haben.


Am 6. Dezember 2015 kam der Kompaniechef über die Türkei und Griechenland mit seiner Ehefrau nach Deutschland. Er wohnte in einer Flüchtlingsunterkunft in Friedrichshain und stritt sich am 31. Juli 2016 mit einem Wachmann. Bei dem dadurch ausgelösten Polizeieinsatz entdeckten die Ermittler das scheußliche Foto auf seinem Computer. Der Wachmann behielt seinen Kopf, Schwein gehabt.


Seit 25. August 2016 saß der ehemalige irakische Offizier in Untersuchungshaft. Nun kommt er frei. Der Richter im Urteil: „Das Bild sollte in Deutschland dazu dienen, Ihren Asylantrag zu untermauern.“